Nationale Literaturgeschichte(n) werden traditionell in einen doppelten Rahmen eingeschrieben: den der Sprachnation und der ästhetischen Originalität. Die Studie unternimmt dagegen den Versuch, das mehrsprachige Prag am Ende des 18. Jahrhunderts als eine kulturelle Mikroregion mit einer zweifachen “Litteratura duplex” zu beschreiben: ab 1760 kommt es zu einem wechselseitigen Kulturtransfer zwischen der internationalen, vielsprachigen Hochkultur und den wieder zu entdeckenden Landestraditionen, bei denen vor allem deutsch- und tschechischsprachige Schrifttraditionen aktualisiert werden. So entstehen schrittweise Strukturen einer kulturellen bzw. literarischen Öffentlichkeit, die sich vor allem auch an einfache Leserschichten wendet. Um 1800 zeichnen sich schon zwei Landesliteraturen ab, deren Charakteristika sich zunehmend von einander abheben, wenngleich langfristig noch die Parallelen zwischen ihnen überwiegen.
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Schlagwörter: 18. Jahrhundert, Anton Daniel Breicha, Böhmen, Deutsch, Franz Joseph Kinsky, Franz Martin Pelzel, Franz Schönfeld, Johann Anton Riegger, Josef Dobrovský, Joseph Georg Meinert, Karl Heinrich Seibt, Karl Ignaz Tham, Prag, Praha, Tschechisch, Volkssprache
An Hand der Herrschergestalt Přemysl Ottokar II. soll gezeigt werden, wie sich eine bewusste Politiserung und Nationalisierung der Geschichte im Böhmen des 19. Jahrhunderts vollzog. Es wird dabei insbesonders auf Franz Grillparzer und Uffo Horn eingegangen.
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Schlagwörter: 19. Jahrhundert, Böhmen, Deutsche, Franz Grillparzer, Geschichtsinstrumentalisierung, Nationalisierung, Nationalismus, Přemysl Ottokar II., Tschechen, Uffo Horn
Dieser Beitrag befasst sich mit Leben und Werk des 1822 in Nordböhmen geborenen Schriftstellers Leopold Kompert, der als Pionier der Ghetto-Literatur gelten kann. Kompert schildert in seinen seit 1848 über mehrere Jahrzehnte erscheinenden Ghetto-Erzählungen – vor dem Hintergrund der sich im Zuge der Emanzipation auflösenden, traditionellen jüdischen Lebensverhältnisse und auch vor seinem eigenen biographischen Hintergrund – das Leben der böhmischen Landjuden im 19. Jahrhundert. Er liefert somit auch einen, durchaus im Kontext des Vormärz zu verortenden Kommentar zum Verlauf der jüdischen Emanzipation im Habsburgerreich.
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Schlagwörter: Böhmen, Ghetto-Literatur, Juden, Landjuden, Leopold Kompert, Vormärz
In der Zeit zwischen den 1880er Jahren bis zur Annexion der ‘sudetendeutschen Gebiete’ an das Deutsche Reich wurden in der deutschsprachigen Literatur der böhmischen Länder zahlreiche Romane mit antitschechischer Tendenz verfasst, die das Genre der sogenannten ‘Grenzland-romane’ konstituieren. Diese Literatur kann als relativ gut erforscht angesehen werden. In demselben Zeitraum entstand aber auch in der tschechischen Literatur eine Reihe von Romanen mit antideutscher Tendenz, die in ihrer Thematik, ihrer Stoffgestaltung und ihrer einseitigen Parteinahme ein genaues Pendant zur ‘sudetendeutschen Grenzlandliteratur’ konstituieren. Diese tschechischen Werke wurden bislang nur selten untersucht, und sie sind noch nicht als Vertreter des Genres der Grenzlandliteratur wahrgenommen worden. In diesem Beitrag werden diverse tschechische Romane dieser Gattung vorgestellt, u.a. Werke von Alois Jirásek, Jan Klecanda, František Sokol-Tůma, Václav Beneš-Šumavský und Antonín Nečásek. Einige Charakteristika dieser Romane werden eingehender behandelt (Antisemitismus; Frauen-Darstellung). Schließlich werden Möglichkeiten deutsch-tschechischer komparatistischer Untersuchungen in diesem Genre skizziert, und es wird deren heuristischer Wert diskutiert.
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Schlagwörter: Alois Jirásek, Antonín Nečásek, Deutsch, František Sokol-Tůma, Fritz Mauthner, Grenzlandliteratur, Grenzlandroman, Jan Klecanda, sudentendeutsch, Tschechisch, Václav Beneš-Šumavský
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Schlagwörter: Egon Erwin Kisch, Ernst Weiß, Gustav Meyrink, Karl Hans Strobl, Max Brod, Rainer Maria Rilke, Svatopluk Čech, Volksgesang, Volkslied
Die Jahre 1911-1912 sind diejenigen, in denen sich Kafka auf dem Höhepunkt seiner „jüdischen Wiedergeburt“ befand. Die in einer einzigen Nacht zügig geschriebene Rede über die jiddische Sprache (18. Februar 1912), stellt den Gipfel dieser Wiedergeburt und der Aufwertung der jiddischen Kultur dar. Das Jiddische wirkte bei Kafka gleichzeitig ästhetisch und existentiell: Er projizierte auf es nicht nur sein Streben nach einer Befreiung von der Assimilation, sondern auch sein Vertrauen in die eigene Kunst und Kreativität. Als mündliche Sprache, die vor allem aus Klang besteht, ist das Jiddische immer „Im Werden“; es bewegt sich ständig als nomadische Kreatur. Als lebendiger “Organismus” hat sich das Jiddische im Einklang mit Natur und Geschichte entwickelt und ist Ausdruck des Lebens an sich. Das Jiddische aufzuwerten und es ein ein “emotionales” Erlebnis zu verwandeln bedeutet also den authentischsten Sinn der Sprache an sich zurückzugewinnen, die Sprache zu sich selbst zurückzuführen und sich mit der deutschen Sprache Goethes – zum einzigen und letzten Mal – zu versöhnen.
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Schlagwörter: jiddisch, Kafka, Rede über die jiddische Sprache
In dem vorliegenden Artikel soll vorrangig nicht die Frage beantwortet werden, welche Informationen Winder für die Darstellung von Franz Ferdinands Persönlichkeit und Leben ausgewählt hat, sondern auf welcher Art und Weise die Informationen in dem Text des Romans ‘Der Thronfolger’ dargestellt werden.
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Schlagwörter: Franz Ferdinand, Ludwig Winder, Prag
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem Thema, das im Zusammenhang mit dem politisch-satirischen Kabarett die Pfeffermühle bis jetzt nicht genug ausgearbeitet wurde. Es wird die Tätigkeit eines antifaschistischen deutschen Kabaretts der Vorkriegzeit in der Tschechoslowakei untersucht – in einem Land, wo es eine starke deutsche Minderheit gab, sowie eine große Anhängerschaft für die nationalsozialistische Partei des Sudetenlandes. In der Zeit, als in der Tschechoslowakei die „Pfeffermühle“ spielte, galt die von durchwegs totalitären Staaten umringte Republik als eines der wenigen europäischen Länder, das sich den Emigranten geöffnet hatte, und war eine beliebte Gastspielstadt. Ich konzentrierte mich u. a darauf, wie die Presse und das Auditorium reagierte, welchen Erfolg das Kabarett hatte und mit welchen Problemen es sich auseinandersetzen musste.
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Schlagwörter: Die Pfeffermühle, Erika Mann, Kabarett, Theater, Tschechoslowakei
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Schlagwörter: Exil, Karikatur, Thomas Theodor Heine, Tschechoslowakei
Das tschechische Autostereotyp, immer Opfer fremder Herrscher zu sein, lässt sich sowohl in den Prosatexten der Exilschriftstellerin Libuše Moníková als auch den Theaterstücken des Jára-Cimrman-Theaters nachweisen. In den Texten von Moníková und Cimrman setzt sich das Stereotyp aus der Betonung der Tatsache zusammen, dass Böhmen zu den kleineren Staaten Europas gehört, dem Mythos von der permanenten Niederlage des tschechischen Volkes sowie der Behauptung, dieses hätte nach den Niederlagen gelitten. Mithilfe des semiologischen Ansatzes von Roland Barthes, den dieser in seinem Werk Mythen des Alltags (1964) darlegt, zeichnet der Aufsatz die Konstruktion des Autostereotyps nach und zieht abschließend das Fazit, dass es in den Texten beider Autoren sowohl affirmiert als auch dekonstruiert wird.
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Schlagwörter: Autostereotyp, Jára-Cimrman-Theater, Libuše Moníková, Opfer-Stereotyp, Tschechen
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Schlagwörter: Deutsch, deutsch-tschechische Zusammenarbeit, Euregio Egrensis, Kulturstandards, Tschechisch, Wahrnehmung
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Schlagwörter: Bratislava, Deutsch, Fachsprache, Fremdsprache, Grenzregion, Wirtschaftsuniversität
Diese ethnographische Studie zeigt, wie Mitarbeiter eines deutschen Industriebetriebs in der Tschechischen Republik nationale Zuordnungen für die Bestimmung der Identität des Betriebs und seiner Mitarbeiter benutzen. Mit Methoden der Konversationsanalyse werden mehrere Interviews ausgewertet. Während in ähnlichen Studien die Vermeidung nationaler Kategorien zu Gunsten einer die nationale Polarisation überwindenden Kategorisierung beschrieben wurde, zeigt dieser Artikel, dass häufig mehrfache nationale Zuordnungen verwendet werden. In der globalisierten Wirtschaft multinationaler Unternehmen scheint eine Notwendigkeit für eine differenzierte Identitätsbestimmung gegeben zu sein. Zugleich erlauben mehrfache nationale Kategorien eine Flexibilität in der Argumentation. Für die Identität der Mitarbeiter sind nationale, sprachliche und fachliche Gesichtspunkte besonders wichtig. Aus der Perspektive der jeweils eigenen Position betonen die Mitarbeiter im Hinblick auf ihre Kollegen Differenzierungen, distanzieren sich oder verallgemeinern. Sie zeugen von einem vielfältigen sozialen Gefüge, in dem die Nationalität nur eine von mehreren Kategorien für die Zuordnung zu bestimmten Gruppen ist.
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Schlagwörter: Firmenkommunikation, Mitarbeiter, nationale Zuordnungen, Tschechische Republik