Es scheint, als hätte Böhmen für die deutschen Intellektuellen des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts nur eine geringe Bedeutung besessen. Keineswegs gehörte das Land zu den beliebten Reisezielen der gebildeten Deutschen, die bekanntlich in jener Zeit Aufenthalte in Italien, Frankreich, der Schweiz oder England bevorzugten. Und doch fuhren alljährlich in den Sommermonaten hunderte Auswärtige über die Grenze in das Land hinein. Es waren vor allem die Bäderreisenden, die Kranken, Rekonvaleszenten, Hypochonder aller Couleur sowie die repräsentationssüchtigen Standespersonen, welche Teplitz, Marien-, Karls- oder Franzensbad aufsuchten.
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Seiten 13-38
Erstmals publizierte Paul Leppin in der Prager Presse – als fast Dreiundvierzigjähriger – am 15. Mai 1921 (LEPPIN 1921a),2 letztmals trat er dort nach Mitte September 1938 mit dem Gedicht Das Paradies der Blumen in Erscheinung (LEPPIN 1938b).3 Was ihn ursprünglich dazu brachte, mit der Redaktion dieser – offensichtlich mit der bestehenden (staatlichen) Machtelite verbundenen – Zeitung zusammenzuarbeiten, darüber lässt sich nur spekulieren.4 Neben der bereits länger währenden, in ihrer Bedeutung jedoch nicht zu unterschätzenden Bekanntschaft mit Arne Laurin, dem Chefredakteur des Blattes,5 spielte hier wohl auch die Tatsache eine Rolle, dass sich die Prager Presse – nicht zuletzt dank großzügiger finanzieller Deckung – sehr schnell als ambitionierte Plattform von (mit- tel)europäischer Bedeutung profiliert hatte, und dies auch im Bereich Belletristik, Essayistik, Literatur- und Kunstkritik. Der Redaktion war es geglückt, für dieses Zeitungsressort bemerkenswerte Persönlichkeiten der deutschsprachigen Literatur- und Intellektuellenszene zu engagieren, einschließlich Autoren, die (seinerzeit oder bereits früher) eng mit Prag bzw. Böhmen verbunden waren. So hatten hier schon in den ersten Monaten Otto Pick, Melchior Vischer, Paul Adler, Oskar Baum, Rudolf Fuchs, (der damals in Leipzig lebende) Hans Natonek, Willy Haas, Paul Eisner oder Edmund Reimer-Ironside zahlreiche Texte publiziert.
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Seiten 39-80
Schlagwörter: Paul Leppin, Prager Presse, Prague press
Die sprachliche Situation in Böhmen war im langen 19. Jahrhundert u. a. auch von der deutsch-tschechischen Mehrsprachigkeit geprägt. Diese Mehrsprachigkeit verwandelte sich im Laufe des langen 19. Jahrhunderts. Bei diesem Wandel ging es aber nicht so sehr um die horizontalen Verschiebungen der sog. inneren (deutsch-tschechischen) Sprachgrenze innerhalb des böhmischen und mährischen Territoriums, die – abgesehen von den Sprachinseln – zwischen deutschen Grenzgebieten und dem tschechischen Landesinneren verlief und in sprachlich und national durchwachsenen Mischgebieten durchaus unscharf war, sondern vielmehr um die Etablierung, Festigung, Verteidigung und am Ende doch auch Verlegung der funktionalen Sprachgrenze, die durch ihre Vertikalität auch eine soziale Grenze war.
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Seiten 81-119
Schlagwörter: Prager Moderne, Prague Modern
Obwohl diese Worte vermutlich als eine Vorwarnung gemeint waren, klangen sie doch vielversprechend. Sie deuteten an, dass das Prager Deutsch aus der Sicht der heutigen Standardsprache nicht inkorrekt, aber doch auf irgendeine Weise ungewöhnlich ist. Eine linguistische Analyse eröffnet einen Weg, die Fremdheit dieser Varietät anhand des Idiolekts einer der letzten Sprecherinnen des Prager Deutsch nachzuweisen. Die vorliegende Analyse von Reinerovás Idiolekt geht der Frage nach, in welchen Aspekten Reinerovás Aussprache, Lexik und Grammatik sich von der Standardsprache unterscheiden. Als Standardsprache wird dabei die kodifizierte Varietät gewählt, die durch den Duden-Verlag als allgemein üblich vertreten, beschrieben und auch vorsichtig präskriptiv vermittelt wird.
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Seiten 121-162
Schlagwörter: Lenka Reinerova
Die Identität des Menschen kommt in seinen Beziehungen zu anderen Menschen zum Ausdruck, durch die sie zugleich geformt wird. Es ist keine statische, sondern eine dynamische Größe, die sich im Laufe des menschlichen Lebens weiterentwickelt. Eine der stärksten, aber auch konfliktreichsten Beziehungen, die sich durch gegenseitige Liebe und Zukunftshoffnungen, aber auch durch Ausübung der väterlichen Macht und Autorität ebensowie durch Auflehnung gegen diese Autorität und durch Streben nach eigener Macht auszeichnet, ist die Vater-Sohn-Beziehung.
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Seiten 165-196
Schlagwörter: Das Urteil, Die Reitpeitsche, Franz Kafka, Ludwig Winder
Eduard Graf Keyserling wurde am 2. Mai 1855 nach dem julianischen Kalender, am 14. Mai 1855 nach dem gregorianischen Kalender in Schloss Paddern bei Hasenpoth in Kurland geboren. Kurland klingt wie der Name aus einem Märchen, Kurland aber gab es und gibt es immer noch. Es ist heute ein Teil der Republik Lettland. Es hat eine bewegte Geschichte. Lange stand es unter der Herrschaft der polnischen Könige, ab 1795 dann unter der des russischen Zaren, doch änderte dies wenig an seiner Verfassung und Lebensweise. Es war weitgehend autonom, ein fruchtbares Land, in dem der deutsch- baltische Adel den Ton angab. Und zu diesem Adel gehörte die Familie Keyserling.
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Seiten 197-209
Schlagwörter: Eduard Graf Keyserling
Die Stadtbücher und überhaupt alle Schriftlichkeit der Kanzleien gehören zu den amtlichen Quellen, in denen die Eigennamen „textkonstitutive lexikalische Einheiten“ (KRÜGER 2004: 128) bilden und die „für den Textaufbau nahezu unverzichtbar“ (WINDBERGER-HEIDENKUMMER 2012: 301) sind. Die Anfänge der onomastischen Untersuchung von Stadtbüchern reichen bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (WEINHOLD 1867) zurück, es fehlen jedoch bisher systematische onomastische Untersuchungen vom Texttyp1 Stadtbuch (WINDBERGERHEIDENKUMMER 2012: 295), obwohl das Auswertungspotenzial dieses Texttyps hoch ist.
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Seiten 213-226
Die Tagung Lokalisierung Europas in ostmitteleuropäischen Erinnerungskulturen / Localizing Europe in Centra European Cultures of Memory, die von Ulf Brunnbauer, Marek Nekula und Thomas Wünsch vom 23. bis 25. Juni 2016 an der Universität Regensburg organisiert wurde, setzte sich zum Ziel, an konkreten Beispielen von Erinnerungskultur und -politik die europäische Dimension von Erinnerungskulturen in Ostmitteleuropa herauszuarbeiten, die deren Akteure im transnationalen Erinnerungskonsens verbinden wie auch – mit Blick auf lokale, regionale oder nationale Interessen – im Erinnerungskonflikt trennen. Eine Rolle spielen bei Konsens wie Konflikt auch funktionalisierte Repräsentationen Europas in den Narrativen und Ritualen, die in fünf Themenblöcken fokussiert wurden. Eingeführt wurde die Tagung durch den Keynote-Vortrag Zur Europäisierung von Erinnerungskulturen im Spannungsfeld widerstreitender Gedächtnisse von Christoph Cornelißen (Frankfurt am Main), in dem in einem großen Bogen und mit Blick auf unterschiedliche Regionen die Erinnerungskonkurrenzen und -konflikte sowie aktuelle Gefahren angesprochen wurden, die sich auf dem Weg zu europäischen Erinnerungskulturen auftun.
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Seiten 227-236
Mit der von der Germanistischen Abteilung des Instituts für Fremdsprachen an der Schlesischen Universität Opava und dem Germanistenverband der Tschechischen Republik veranstalteten internationalen Konferenz zum Thema Zentrum und Peripherie wird die Tradition der Tagungen fortgesetzt, die 2001 in Ostrava (Ostrau) ihren Anfang genommen hat. Seit jenem Jahr treffen sich Germanistinnen und Germanisten aus der Tschechischen Republik und dem (vorwiegend europäischen) Ausland alle zwei Jahre zum gegenseitigen wissenschaftlichen Austausch. An der diesjährigen Tagung, die vom 25. bis zum 27. Mai in der mährisch-schlesischen Stadt Opava (Troppau) stattfand, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Tschechischen Republik, aus Deutschland, Österreich, aus der Slowakei sowie aus Polen, Ungarn, Spanien und der Türkei teilgenommen.
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Seiten 237-241
Die internationale und interdisziplinäre Tagung Franz Kafka im interkulturellen Kontext, die vom 1. bis 3. Dezember 2016 in Prag stattfand, war der Frage nach der Bedeutung des interkulturellen Umfelds Franz Kafkas für sein Leben und Schreiben gewidmet. Veranstaltet wurde die Tagung von insgesamt vier Institutionen: der Fachkommission Literatur- und Sprachwissenschaft des Herder Forschungsrats, dem Institut für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, dem Prager Literaturhaus und der Kurt Krolop Forschungsstelle für deutsch-böhmische Literatur an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität Prag.
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Seiten 243-249
Die internationale und interdisziplinäre Tagung Franz Kafka im interkulturellen Kontext, die vom 1. bis 3. Dezember 2016 in Prag stattfand, war der Frage nach der Bedeutung des interkulturellen Umfelds Franz Kafkas für sein Leben und Schreiben gewidmet. Veranstaltet wurde die Tagung von insgesamt vier Institutionen: der Fachkommission Literatur- und Sprachwissenschaft des Herder Forschungsrats, dem Institut für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, dem Prager Literaturhaus und der Kurt Krolop Forschungsstelle für deutsch-böhmische Literatur an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität Prag.
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Seiten 251-258
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Helena Kokešová:
Eduard Albert (1841-1900): Český intelektuál ve Vídni [A Czech Intellectual in Vienna]
(Deborah Garfinkle)
261
Jan Hon:
Übersetzung und Poetik. Der deutsche Prosaroman im Spiegel tschechischer Übersetzungen der Frühen Neuzeit
(Eva Maria Hrdinová)
264
Ludwig August Frankl (1810-1894):
Eine jüdische Biographie zwischen Okzident und Orient
(Inge Fiala-Fürst)
267
Jörg Krappmann:
Allerhand Übergänge. Interkulturelle Analysender regionalen Literatur in Böhmen und Mähren sowie der deutschen Literatur in Prag (1890-1918)
(Roman Mikuláš)
272
Jaromír Czmero:
Der bekannteste Unbekannte der Prager deutschen Literatur – Franz Janowitz
(Justus H. Ulbricht)
276
Lukáš Motyčka (Hg.):
Franz Spunda im Kontext. Sammelband zur internationalen Konferenz, veranstaltet am 3.-4. Oktober 2014 in Olmütz.
Olomouc (Univerzita Palackého v Olomouce). Sächsisch-Böhmische Beziehungen im Wandel der Zeit.
(Steffen Höhne)
278
Hans Harald Müller/Mirko Nottscheid (Hgg.):
Disziplinenentwicklung als community of practice.
Der Briefwechsel Wilhelm Scherers mit August Sauer, Bernhard Seuffert und Richard Maria Werner aus den Jahren 1876 bis 1886.
(Steffen Höhne)
280
Arnošt Vilém Kraus (1859-1943) a počátky české germanobohemistiky
[V.V.K. und die Grundlegung der tschechischen Germanobohemistik]
(= Prameny k dějinám českého literárního dějepisectví, VI)
[Quellen zur Geschichte des tschechischen literarischen Schrifttums]).
Hrsg. von Václav Petrbok.
(Inge Fiala-Fürst)
283
Edda Gutsche:
Das Glück meines Lebens. Prager Schriftsteller in Berlin
(Heimo Stiemer)
290
Germanoslavica. Zeitschrift für germano-slawische Studien. Themenheft Theatralität in Literatur und Kunst.
Hrsg. von Achim Küpper und Siegfried Ulbrecht 25/2, (2014)
(Nic Leonhard)
292
Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde. 25 Jahre Erinnerung an das geteilte Europa. Bd. 56.
Hrsg. von Elisabeth Fendl (Steffen Höhne)
302
Karin Pittner, Judith Berman: Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch (= Narr Studienbücher)
(Dalibor Zeman)
305
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