Der Artikel präsentiert ein close reading von Richard Weiners Erzählung “Kostajnik” (1916), die den emotionalen Aufruhr eines tschechischen Offiziers porträtiert, als dessen österreichische Einheit am gleichnamigen Berg auf serbische Truppen trifft. Der Kostajnik fungiert dabei als ein Symbol des Unheimlichen, was in außergewöhnlichem Maße Freuds berühmten Essay “Das Unheimliche” (1919) vorwegnimmt. Allerdings transformiert Weiner dieses Symbol auf eine Art und Weise, die über Freuds Unheimliches hinausgeht. Eine vergleichbare Verschiebung lässt sich in Kafkas kurzem Text “Eine kaiserliche Botschaft” (1919) erkennen, weshalb hier vorgeschlagen wird, in solchen Überschreitungen für gewöhnlich erwarteter interpretativer Kategorien ein gemeinsames Merkmal von Kafkas und Weiners Modernismus zu sehen.
This article presents a close reading of Richard Weiner’s story “Kostajnik” (1916), which portrays a Czech officer’s emotional tumult as his Austrian unit approaches Serbian forces on the mountain Kostajnik. This mountain functions in the story as a symbol of the uncanny that, to an extraordinary degree, anticipates Freud’s famous essay “Das Unheimliche” (1919). Yet Weiner transforms this symbol in a way that goes beyond the Freudian uncanny. A comparable shift is discernible within Kafka’s short text “Eine kaiserliche Botschaft” (1919); this article thus suggests that such a move beyond the interpretive categories one might expect to structure these texts constitutes a shared feature of Kafka and Weiner’s modernism.
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Seiten: 169 – 180
Schlagwörter: “Kostajnik”, Deutsche Literatur, Franz Kafka, Richard Weiner, Sigmund Freud